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Schnittkurs 2016 im Gelände des KGV

12. 03. 2016

Traditionell luden die „drei grünen Neutraublinger Vereine“ zum jährlichen, für alle Teilnehmer kostenlosen,  Schnittkurs an Obstbäumen, Beerensträuchern und Weinreben ein. Der Kurs gliederte sich in einen theoretischen und praktischen Teil. Die Vorstände der Vereine Richard Irro (Obst- und Gartenbauverein), Helmut Pinz (Siedlergemeinschaft Neutraubling) und Manfred Kerl (Kleingartenverein) freuten sich über das große Interesse und die von Jahr zu Jahr steigende Teilnehmerzahl.

Viele Frauen waren mit dabei, die sich für den richtigen Schnitt zum richtigen Zeitpunkt ihrer Sträucher und Bäume interessierten. Noch vor 20 Jahren lag die Verantwortung dieser Gartenarbeiten vor allem bei den Männern, informierte der erfahrene 1. Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Neutraubling Richard Irro.  Einige wenige Mitglieder des OGVs verstanden es seinerzeit und hatten die erforderlichen Kenntnisse, die Bäume richtig in Form zu bringen, um die gewünschten Obsterträge zu erreichen. Sie wurden von den Mitgliedern damals für wenig Geld zum Schneiden von Bäumen und Sträuchern eingeladen. Dieser Rundum-Service ist schon lange nicht mehr von den Vereinen leistbar. Vor einigen Jahren haben die Neutraublinger grünen Vereine deshalb begonnen, diese kostenlosen Beratungen und Schnittkurse anzubieten. Mit dem Ziel, dass  jeder sich selbst das notwendige Wissen aneignen kann und nicht mehr auf Hilfe eines Gartenexperten angewiesen ist, fuhr Richard Irro fort.

 

Dass jetzt die richtige Zeit ist, Bäume und Sträucher im eigenen Garten zu schneiden, erfuhren ca. 50 interessierte Gartenbesitzer. Einige davon hatten ihr eigenes Gartenwerkzeug mit dabei.

 

Richard Irro (1. Vorsitzender OGV) begrüßte stellvertretend für die Siedlergemeinschaft und den Kleingartenverein die Gäste und bedankte sich beim Kreisfachberater Torsten Mierswa vom Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege e.V. für sein Kommen und dafür, dass er sein Wissen in Praxis und Theorie gerne an alle Interessierten weiter vermittelt. Beim Rundgang durch die Kleingartenanlage konnten sich die Gartenbesitzer vor Ort beraten lassen und gleich unter Anweisung selbst mit Hand anlegen. Durch die Vielfalt der verschiedensten Pflanzen, Bäume und Sträucher ist die Kleingartenanlage geradezu prädestiniert für Schnittkurse und Gartenberatungen. Kreisfachberater Torsten Mierswa verstand es ausgezeichnet, die interessierten Gäste in die Kunst des Baumschneidens einzuweisen. Man muss kein Fachmann dazu sein, jeder kann das lernen, wenn man sich an die wichtigsten Regeln hält, die Worte des Kreisfachberaters.

 

Bäume brauchen Licht, Luft und Sonne, darauf sollte man beim Baumschnitt achten. Zuwenig davon begünstigt den Befall durch Krankheiten wie Pilzen und Bakterien. Regelmäßiges Schneiden hält Obstbäume gesund und regt sie zu üppiger Blüte an und ist Voraussetzung für eine reiche Ernte, so einführend Torsten Mierswa.

 

Doch welche Triebe darf oder muss man schneiden? Wann ist die beste Zeit dafür? Der Schnittzeitpunkt ist nicht für alle Obstsorten gleich: Apfelbäume können ab Januar bis März geschnitten werden. Dabei sollte es am besten frostfrei, auf keinen Fall aber kälter als minus 5 Grad sein. Birnen- und Pflaumenbäume schneidet man möglichst erst ab März. Aprikose und Pfirsich dagegen erst kurz vor dem Knospenaufbruch im April/Mai; Kirschen am besten im Sommer gleich nach der Ernte. Er zeigte an verschiedenen Obstbäumen wie man es richtig angeht und wie die Form und das Wachstum entscheidend gelenkt werden kann.

 

Weichen müssen Äste die nach innen wachsen; Triebe die parallel zu einem anderen stehen und mit ihm konkurrieren. Unbedingt entfernt werden müssen kranke oder mit Schädlichen befallene Äste.

Wichtig ist es, dass keine Aststummel, sogenannte „Kleiderhaken“ stehen bleiben. Selbstverständlich sollte immer ein scharfes und sauberes Werkzeug zum Einsatz kommen. Ein sauberer Schnitt ist auch deshalb so wichtig, um Pilz- oder Schädlingsbefall zu vermeiden. Früher wandte man bei größeren Schnitten Baumwachs an, darauf kann man bei einem glatten Schnitt mit sauberem Werkzeug gut verzichten. Bei der Auswahl der Werkzeuge ist auf die Qualität zu achten. Der Kauf einer guten Schere zahlt sich darüber hinaus auf Dauer aus.

 

Im frühen Sommer kann man beispielsweise Wasserschosse auch ausbrechen, wenn die Verholzung der Triebe noch nicht vorgeschritten ist. Das bedeutet das Wachstumsende an dieser Stelle, das schlafende Auge wurde ausgebrochen.

 

Beim Schneiden von Sträuchern kann man ebenso einiges falsch machen. Beispielsweise beim sogenannten Hausmeisterschnitt. Dabei wurden die Sträucher immer nur von oben abgeschnitten. Das Resultat daraus: die Äste verzweigen sich im Laufe der Zeit wie ein Besen. Richtig geht man vor, indem man die Sträucher von unten auslichtet und die alten Äste nach und nach entfernt, damit sich junges Holz entwickeln kann.

 

Selbstverständlich brauchen auch Weinreben den Schnitt. Torsten Mierswa zeigte gleich im Eingangsbereich der Kleingartenanlage an einem Weinstock wie man durch richtiges Schneiden Wachstum und Ertrag beeinflussen kann.  Der häufigste Fehler beim Weinstock ist, dass nicht oder zu wenig geschnitten wird. Der Schnitt kann erfolgen, wenn die Neutriebe ca. 10 bis 30 cm lang sind, also zu einem Zeitpunkt im Frühjahr, wo der Weinstock für Laien noch überschaubar ist. Auch hier können die Triebe vor Verholzung noch ausgebrochen werden.

 

- Entfernt werden sollten unbedingt alle „Wasserschosse“,  also Triebe, die quasi ungewollt aus dem alten faserigen Stammholz entspringen, wenn sie nicht für den Stockaufbau benötigt werden,- alle weiteren unfruchtbaren Triebe ohne sichtbaren Ansatz von Blütenständen, die aus dem geschnittenen Fruchtholz (Zapfen, Strecker, Bogen) entspringen, mindestens ein stammnaher, neuer Trieb für den nächsten Winterschnitt muss aber am jeweiligen Abgang verbleiben.

 

- bei "Doppel- oder Mehrfachtrieben" aus einer Knospe wird der stärkste (mit Fruchtansätzen) belassen und alles andere ausgebrochen.

 

Gerne beantwortete der Kreisfachberater alle Fragen und gab wertvolle Tipps rund um Auswahl, Pflanzzeit und Pflege von Bäumen und Sträuchern. Auch über die Schädlingsbekämpfung und gezielte Düngung konnten sich die Kursteilnehmer ausgiebig informieren lassen.

Man sieht am frühen Wuchs der Vegetation die allgemeine Klimaverschiebung deutlich. So muss der Gartler wesentlich früher mit den routinemäßigen Pflegearbeiten und auch mit den Schädlingsbekämpfungen beginnen, so Helmut Pinz, 1.Vorsitzender SGN. Er empfiehlt auf jeden Fall biologische Mittel einzusetzen. Denn falsches Düngen und zu viel Dünger können den Schädlingsbefall sogar noch begünstigen.

 

Abschließend wünschte Torsten Mierswa allen Anwesenden ein gutes und erfolgreiches Gartenjahr 2016

 

Der Vorsitzende des Kleingartenvereins Manfred Kerl bot den Besuchern gerne an, die Kleingartenanlage im Sommer und zur Obsternte zu besuchen. Dann könnten sie sehen, wie sich die von Torsten Mierswa in Form geschnittenen Bäume, Sträucher und Rosen im Laufe des Gartenjahrs entwickelt hätten. Die Kleingartenanlage steht jederzeit für einen Spaziergang offen.

 

Die Vorsitzenden der drei grünen Neutraublinger Vereine bedankten sich nach der gut zweistündigen Gartentour bei den anwesenden Gartenbesitzern für das große Interesse und besonders herzlich beim Kreisfachberater Torsten Mierswa. Die Teilnehmer erhielten zum Abschluss noch schriftliche Informationen des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e.V. mit wertvollen Anleitungen rund um Pflege und Schneiden von Obstbäumen, Beeren und Sträuchern etc. zum Nachlesen überreicht. Es war wieder eine gelungene und für alle Interessierten kostenlose Informationsveranstaltung. 

 

Gabriele Drallmer

- Schriftführerin  SGN -

 

Bild zur Meldung: Schnittkurs 2016 im Gelände des KGV